Streit um das umweltfreundlichere Auto

Zwei umweltfreundliche Brennstoffe kämpfen um den ersten Platz. Die Autogas-Wirtschaft wirbt für Steuerermäßigungen

DÜSSELDORF taz ■ Die Autogaswirtschaft in NRW kämpft für günstigere Steuern. Sie will genauso bevorzugt werden die die Erdgaswirtschaft. Bisher werden beide Brennstoffe steuerlich begünstigt, aber für Erdgas ist die Förderung bis 2020 gesichert, die Ermäßigung für Autogas gilt nur bis Ende 2009. Für eine Verlängerung streitet nun der Deutsche Verband Flüssiggas aus Berlin.

LPG wird größtenteils bei der Verarbeitung von Rohöl in der Raffinerie als Nebenprodukt produziert. Dieses Gas besteht im wesentlichen aus Butan und Propan. Ähnlich wie Erdgas besitzt es bei der Verbrennung günstige Emissions-Eigenschaften. Erdgas ist ein natürlicher Rohstoff, der zur Nutzung zusammen gespresst wird. Es besteht aus Methan.

Das Bundes-Umweltministerium bevorzugt das umweltfreundliche Erdgas vor dem Autogas (LPG). Autogas sei zwar umweltfreundlicher als Benzin, aber Erdgas sei noch besser. Das sieht Robert Schneiderbanger vom Verband Flüssiggas anders. Er glaubt, dass Autogas sauberer ist als sein jüngerer Bruder Erdgas. „Für Erdgas braucht man einen schweren Tank, beim Transport geht mehr verloren und es ist schwieriger, ein Auto von Benzin auf Erdgas um zu bauen als auf LPG.“ Mit diesen Nachteilen sei der kleine Unterschied bei den Abgasen wieder ausgeglichen.

Spezial das Umbauen ist für den Autogas-Anwalt Schneiderbanger ein guter Grund, Steuer-Vorteile auch nach 2009 zu behalten. Ohne Steuer sei das LPG genau so teuer wie Benzin. Er fände es schön, wenn neue Autos auf Erdgas fahren, aber ein Auto halte durchschnittlich 12 Jahre. „Erst danach kann man zu einem umweltfreundlichen Brennstof wechseln, während man existierende Benzinautos einfach zum Autogas umbauen kann.“

Nordrhein-Westfalen fahren lieber LPG, weil die Nachbarländer meistens nur Autogas-Tankstellen haben. Vor allem im Grenzgebiet fahren Deutsche auf Autogas, weil das in den Niederländen meistens noch billiger ist als hier. In den Niederlanden kostet ein Liter durchschnittlich 43 Cent, in NRW kostet ein Liter 50 Cent. Erdgas kostet etwa 70 Cent. Erdgasfahrer können nur in Nord-Italien, der Schweiz und Österreich gut tanken: In anderen europäischen Ländern gibt es weniger oder gar keine Tankstellen.

Obwohl Schneiderbanger keine Angst hat, dass Erdgas das Autogas verdrängen könnte, sei das Angebot von zwei alternativen Brennstoffen oft ungünstig. „Das Wachsen der LPG-Tankstellen wäre wahrscheinlich schneller gegangen, wenn es kein Erdgas gegeben hätte“, sagt er. Jetzt können Autogasfahrer nur bei etwa 650 Tankstellen tanken und Erdgasfahrer bei 540 Tankstellen.

Bis 1984 gab es eine Steuerermäßigung und 800 LPG-Tankstellen. Zwischen 1984 und 1998 wurde die Steuerermäßigung für Autogas abgeschafft, weil das Umweltministerium auf Katalysatoren für Benzin-Autos gesetzt hat. Viele Tankstellen verschwanden mit den LPG-Autos. Jetzt kommen sie langsam zurück. Jetzt gibt es bundesweit etwa 25.000 Autogasfahrer und 20.000 Erdgasfahrer.

Trotzdem sollte niemand sollte auf die Idee kommen, sein Autogas-Auto mit Erdgas zu tanken. Es ist sehr gefährlich, wenn Autofahrer versuchen, mit Nippeln Erdgas in den LPG-Tank zu laden. Erdgas hat nämlich einen höheren Druck (200 Bar), als Autogas (10 Bar). Weil man für Erdgas einen schweren Tank braucht, ist der Tank kleiner.

TJITSKE YPMAInfos: www.mit-erdgas-fahren.de www.autogasfahren.de